... das heisst wagen, in jedem Moment zu sterben, aber ebenso wagen, geboren zu werden, das heisst, durch große Etappen in unserem Leben zu gehen, wo das stirbt, was wir gewesen sind, um etwas anderem Platz zu machen, einer neuen Sicht der Welt - all das in dem Eingeständnis, das es viele Stufen zu überschreiten gibt, bevor wir zur letzten Phase des Erwachens gelangen.

nach Arnaud Desjardins

Sonntag, 15. April 2012

Im Ferrari durch Indien


Mitte Februar 2012. Nur wehmuetig verlasse ich das in der Zwischenzeit so vertraut gewordene Rishikesh. Und dann ist es Dankbarkeit, die die Traenen auf meinen Wangen trocknen laesst, beim Abschied von meiner lieben Freundin Clare.
Vom bergigen Hochland, dem Zugvogel gleich, jetzt Richtung Sueden. Zwei volle Reisetage liegen vor mir, Bus, Zug, Riksha, das Reiseabemteuer Indien hat gerade erst begonnen. Zwischen Menschen und Menschenmassen, so unzaehlig viele Inder und diese wollen bewegt werden. Voellig ueberfuellte Zuege, wochenlang ausgebuchte Tickets, eingepfaercht wie im Tiertransporter und blitzen zwischen bunten Stoffen, dunkle Augen und weisse Zaehne. Die Menschen sie schauen, schauen mich an, freche kindliche Neugierde, Verwunderung bis Irritation. Nur schwer wissen sie mit mir umzugehen, so vieles gemeinsam und doch so voellig anders. Manche sprechen ausschliesslich Hindi mit mir, in Menschenmassen werde ich ohne weisse Begleitung voellig uebersehen. Einigen nennen mich "Saj Baba", nach einem verstrorbenen Guru mit lockig, krausem Haar ;-)


Ankunft Gokarna. Viele sagen Goa gehoere nicht zum wahren Indien. Der Mitte der 60ger Jahre, durch die Hippie-Bewegung bekannt gewordene Bundesstaat, wiedersetzt sich dem sonst eher pruede wirkenden Indien. Da wird der Rock zum Roeck-chen, die Hose zum Hoes-chen, knappe Bikinis, einladend - ausgelagerte Ausschnitte. Am Strand die Tagesordung, wie Alkohol und Drogen, eingebettet in idyllische Sonnenuntergaenge, Sandstraende und das blaue, blaue Meer. 14 Tage in der Gemuetlichkeit einfacher Lehmhuetten mit Brunnen vergehen schnell, besonders wenn die Nachbarschaft aus Altbekannten und Liebgewonnenen besteht - und wird dann schnell zur Heimat in der grossen Ferne.


Arambol, Goa, Anfang Maerz. Angezogen vom britischen Hang Drum Spieler Daniel J Waples und einigen interessanten Musikern und Kuenstlern verbringe ich hier kanppe 10 Tage. Leider werde ich gleich zu Beginn krank, Fieber und Nierenschmerzen, zwingen mich fuer einige Tage ins Bett. Immerhin schaffe ich es zum gemeinsamen Konzert, 5 Hang Drums, 5 Kuenstler, inspiriert verlasse ich Goa Mitte Maerz.

Mit unaufhaltsamer Kontinuitaet wird es nun immer heisser. Sobald die Sonne das Dunkel der Nacht durchbrochen und die ersten Lichtstrahlen am Horizont Sichtbarkeit zeigen, kuendigt sich die grosse Hitze an. Neun Uhr morgens ist es jetzt bereits stechend heiss und dieses Stechen findet keinen Ablass bis zum speaten Nachmittag. Zeit fuer mich weiter zu ziehen. Mit Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen mit Freunden Mario und Dennis aus Deutschland mache ich mich auf den Weg ins nordoestlich gelegene Pushkar im Bundesstaat Rajasthan, Wuestenlandschaft.

Mitte Maerz, Pushkar. Die kleine Wuestenstadt liegt ebenso romantisch wie trocken. Inmitten karger Wuestenlandschaft, kleine weisse Haeuser, die sich ringsum einen kuenstlich angelegten See reihen. Schmutzig und trueb sieht das Wasser aus, das nach hinduitischer Ueberzeugung jedoch seiner Heiligkeit keinen Ablass nimmt. Friedlich ist es hier. Mein Herz ist erfuellt von Waerme. Nach drei Tagen habe ich einen vertrauenswuerdigen Schneider ausfindig gemacht. Grosshandeleinkauf fuer Dennis Papa Juergen, lassen meine Verhandlungskuenste neu entflammen, und so, verlassen wir dann auch Pushkar. Ueber Rishikesh Freund Mario dicht auf den Versen, geht es jetzt in die Berge.

Ende Maerz/ Anfang April, Haidakhan. Auf den Spuren von Baba Jji, einem grossen Guru und Meister Indiens, fuehrt mich meine Reise mitten ins bergige Hochland, zum Fusse des indischen Mt. Kailash. ALs wir voellig uebermuedet im viel zu engen Cheap uber den Bergkamm biegen, erstreckt sich unter uns ein breites Flusstal. Ein kleiner Strom, zweiarmig geteilt, bahnt sich seinen Weg ueber unzaehlige Wackersteine, terrassenfoermig schmiegt sich der Hand ins malerische Bild. Kleine Haeuser, zwischen Weizenfeldern und liebevoll angelegten Gaerten, hier und da ein kleiner Brunnen, Kuehe und Ochsen, neben Ziegen und Zicklein.
Im Ashram herrscht "High-Saison", zum alljaehrlichen Shivaratri finden zahlreiche Pilger, Gleaubige, Westler ihren Weg in die heiligen Gemaeuer. Ein Ankommenstag, bevor man sich ganz im taeglichen Ashramrythmus verliert. Die teaglich gesungene Arti wird zu einem meiner kraftvollsten Chanting-Erlebniss, hier kostet ein wenig vom Nektar der Heilkraft der Stimme ;-)

(Video, coming soon!)

Rund wird die ohnehin schon sehr schoene Zeit, mit dem gemeinsamen Aufstieg zum Mt. Kailash. Bitte keine Fragen stellen zum WIE ich auf den 6500 Hoehenmeter gelegenen heiligen Berg gekommen bin, oben angekommen war es SEHR schoen... die Inder sagen, das Zentrum des Universums - und inmitten, WIR!


Gedankensprung. Ich kenne Lea fluechtig aus Deutschland. In Rishikesh begegne isie mir wieder. Sie kommt gerade aus Bangalore, hat sich dort ihre Augen lasern lassen. Von 6.5 Dioptrien Sehbehinderung hin zu einem Leben ganz ohne Brille. Und all das zum erschwinglichen Preis. Ein idialistischer, doch bislang ferner Traum. Wunschdenken ohne Ernsthaftigkeit der Hoffnung. 23 Jahre, rund 8.00 Dioptrien, grosse Brille, dicke Glaeser, verschwommene Welt... Bestraerkt und mit festem Glauben fuehrt mich mein Weg dann zurueck nach Delhi. Im Vasan Eye Care Hospital werden erste Untersuchungen vorgenommen, drei Tage speater liege ich auf dem Operationstisch. - Seither sind vier Tage vergangen. Meine Augen sie heilen. Nach ersten 24 Stunden ohne Licht, bekomme ich taeglich ein Stueckchen meiner Sehkraft zurueck. Meiner vollen Sehkraft!

Oh Weltenmeer, wie schoen bist du geschaffen!!!

Montag, 13. Februar 2012

Yoga,Yoga - Muskelkater

Ich erreiche den Flughafen in Neu Delhi am Morgen des 11. Januars 2012. Indien. Wie lange dieses Land schon seine Arme nach mir ausgestreckt hat ... und ich folge in seine muetterlichen Arme.

Nach einem Jahr treffe ich auch auf meine australische Freundin Clare, fuenf Wochen gemeinsame Zeit stehen vor uns. Bereits im Vorfeld steht fest, dass wir uns keinem hektischen Umherziehen
hingeben, ganz im Gegenteil.






Ein ruhiger Ort, focusiert auf teagliche Yoga-Praxis, so stellen wir uns den gegebenen Raum vor - und genau so, nutzten wir diesen dann auch.
















Noch in der Nacht unserer Ankunft in Neu Delhi nehmen wir den Nachtzug ins noerdlich gelegene Rishikesh. Dir ruhige Stadt am Rande des heiligen Fluss "Ganges" wurde Mit te der 60ger Jahre in der westlichen Welt durch die Beatles bekannt, die hier, zu ihrem 'Guru'/Meister fanden. Seither zieht es Yogis, Spirituelle und Reisende aus aller Welt in die friedliche Kleinstadt - und so, auch uns.







'Zu Hause' finden wir bei
einer indischen Familie, die geraeumige Zimmer in ruhiger Lage fuer umg erechnet 1,65 Euro pro Nacht, vermittelt.

Die Suche nach einer geeigneten Yoga Schule, stellt sich dagegen weitaus kniffeliger heraus... das Angebot ist riesig! Ganze drei Tage verbringen wir alleine damit, uns ein Bild von den angesiedelten Schulen und Ashrams zu machen. Unzeahlige Plakate werben fuer ein breites Angebot, Yogalehrer-Kurse in Hatha und Asthanga dominieren die Strassen und hinterlassen einen ueberstimulierenden Eindruck in mir zurueck.




Im 'Omkarananda Peeth Ashram' finden wir dann mit 'Swami Sudhir', einen Ort wie einen Lehrer, des Vertrauens. Zweimal taeglich zieht es und jetzt, zur regelmaessigen Yogapraxis, in die Hallen des Ashrams. 4-5 Stunden teaglich, das Training fordert uns zur koerperlichen Hoechstleistung auf, und dies ist vor allem bezogen auf Muskelarbeit und Flexibilitaet.
- Alles zusammengefasst gibt das dann einen- in Worten nicht zu beschreibenden- Muskelkater ;-) !!! In diesem Sinne, NAMASTE!

Samstag, 7. Januar 2012

Die Reise - geht weiter! ...

Die Zeit die meine Reise braucht, ist lang
und auch der Weg ist lang.
Ich kam heraus auf dem Wagen
im ersten Strahl des Lichtes
und setzte die Fahrt weiter fort
durch die Wildnis der Welten
und ließ meine Spur auf manchem Stern und Planeten.


Es ist der weiteste Weg,
der am nächsten zu dir selbst führt,
und jene Übung ist die Schwierigste,
die zum einfachsten der Töne führt.
An jede fernste Tür muss der Wanderer klopfen,
bis er die Eigene erreicht,
durch alle äusseren Welten muss man ziehen,
um schliesslich im Heiligtum im eigenen Innern zu gelangen.

Und meine Augen streiften weit und breit,
ehe ich sie endlich schloss und sprach: "Hier bist du!"
Die alte Frage und der Ruf: "Oh, wo?"
zerschmolzen in tausend Tränenströmen
und überschwemmten die Welt mit der Flut der Versicherung
"ICH BIN HIER!"

HOME SWEET HOME :-)

Nach Tiefe und Offenbarung in Brasilien wurder der Wunsch in mir immer grösser, die Stimme in mir immer lauter... es war an der Zeit, nach Deutschland zurück zu kehren!

Es war die Sehnsucht nach allem Bekannten und Vertrautem, es war der Platz und die Erinnerung von Geborgenheit und Sicherheit, es waren die nie aufhörenden Fragen, nach dem "Wann dürfen wir dich wieder in die Arme schliessen?" ... vor allem aber war es, der innere Frieden, der jetzt danach verlangte, sich in meine Realität zu integrieren.

Realität und mein Leben -davor-. Mein Leben in Deutschland.

Nicht, dass ich hier bei an einen Lebensalltag in Deutschland dachte, vielmehr die Vorstellung eines Besuches. Besonders wichtig schien es mir, in einer gewissen 'Unabhängigkeit' zurück zu kommen - vor allem war das bezogen auf meine Reisekasse. Nachdem mir in Brasilien Wertsachen, Kreditkarten und eine Hohe Summe an Bargeld gestohlen worden war, wollte ich einen Weg finden, mich schnellstmöglich von 'finanziellen Engpässen' zu befreien.

Es war mittlerweile Ende August, von Freunden hatte ich erfahren, dass in Californien/USA, die Erntesaison bereits begonnen hatte. Und genauso passierte es dann auch. Am 7 September 2011 landete mein Flieger in San Franciso. Es folgte ein unglaublich erleichternder und schöner Monat in San Franciso. Raus aus der Schwere Südamerikas, hinein ins komfortable Amerika. Ich lerne erneut den Luxus zu schätzen in einer Welt, in der ALLES erhältlich ist! Tägliches Bíkram Yoga und viel Musik, ein kurzer Stopp in Santa Cruz und dann ging es ab in den Norden. Humbold County, so nennt sich der Bundesstaat an Westküste, Arbeits- und Aufenthaltsort meiner kommenden sieben Wochen. Erntearbeit, ich arbeite konsequent, ehrgeizig unzählige Stunden, 6 1/2 Wochen pausenlos. Der Ehrgeiz zahlt sich aus und ich kann die vereinigten Staaten wieder mit aufgefüllten Taschen verlassen :-)



03. Dezember 2011, Franfurt am Main ...



2 Jahre, 2 Monate, 2 Tage ...





















































"Home is,
where your heart is!"


Zum einen mal erschien mir das eins vertraute Schwabenland, als eines der exotischten Länder, dass ich in der vergangenen Jahren bereist hatte... Wie begenet man Menschen, denen man einst so vertraut war, nach so einer langen Zeit wieder? Wenn ich sage, ich habe mich verändert, dann meine ich nicht, dass ich zu einem anderen Menschen geworden bin. Im Gegenteil. Ich bin heute noch mehr ich, ich bin dem näher gekommen, was ich schon immer gewesen bin. Und ihr? AUCH IHR WART AUF REISEN. Ihr in euch und jeder auf seinem Weg...




"Vieles habe ich vergessen... doch nicht das Rot und das Grün, das Gelb und das Blau, des leuchtenden Sommers."



Aus China



Ich danke euch von Herzen, für ein 'mit mir sein', ein 'mit mir leben', ein 'mit mir reisen'. Beziehung über Landesgrenzen, Geschehens als lebenige Erinnerung, die einem niemand nehmen kann. Ihr seit in meinem Herzen, ein sicherer Ort - an dem ich gerne wieder zurück kehre!

Mittwoch, 21. September 2011

Dschungelfrieden

Flughafen Ilheus, Bahia Brasilien. 3 1/2 Monate spaeter, und ich, jetzt auf dem Weg nach Californien.
Australien - Argentinien - Brasilien - USA, eine 'ungeplante Reise', von einem Tag zum naechsten auf die andere Seite der Erdkugel, wurde zum Ende zur Reise ins tiefste Innere meiner Selbst.
Ueber Veraenderung und Selbsterkenntniss.
"21 Days Living on Light", das sind 21 Tage Leben vom Licht.

Nach turbulenter Zeit in Rio entschliesse ich mich nach einer Woche in Piracanga, Oekodorf und Heilungszentrum im Bundesstaat Bahia, fuer den Prozess und damit fuer einer der erkenntnissreichsten Erfahrungen in meinem Leben.
21 Tage ohne Nahrung, davon 7 Tage sogar ohne Wasser. Jede Woche steht ein Thema zur Verfuegung, Dankbarkeit - Vergebung - Beobachtung. Jetzt, wo ich versuche in Worte zu fassen, was mir in dieser Zeit zu teil geworden ist, faellt es mir schwer, Gefuehle nahe zu bringen, so viel ist geschehen, so intensiv und gleichzeitig so befreiend und heilend. Zusammengefasst moechte ich meinen Prozess mit diesen Worten beschreiben:

"Ich konnte in dieser Zeit den tiefsten, ehrlichsten und erfuelltesten Frieden erleben, der mir jeh in meinem Leben zu teil geworden ist. Durch diesen tiefen, erlebten Frieden wurde ich vollstaendig erfuellt von uneingeschreankter Freude, von Licht, von Liebe. Liebe, die mir die Moeglichkeit gegeben hat, zur Heilung und Vergebung. Ich konnte Vergebung erfahren und offene Wunden schliessen. Ich habe meine Beziehung zu Nahrung verstehen gelernt, Hintergruende offen gelegt, Muster aufgebrochen und die enorme, alles umfassende Dimension von Essen in unserer Welt verstanden. Ich habe meine eigenen Grenzen heraufgeschworen und Leben neu hinterfragt... ja, ich habe mich veraendert und manchmal fuehlt es sich an, als haette ich mich selbst, neu, in dieses Leben geboren."

Mein letzter Blogeintrag hat viele eurer Stimmen aufrufen lassen. Auch ueber diesen Eintrag bin ich mir bewusst und so fern manchen von euch auch das vorkommen mag, so sehr moechte ich an Echtheit und Ehrlichkeit festhalten. - Ja, auch das ist Leben. Leben in seiner ganzheitlichen Form! Reisen ist alles war ihr euch vorstellt, es ist Abenteuer und Spannung, es ist Entdecken und Erfahren, Freude und Lachen, es ist aber auch und immer noch, 'das Leben'. Gelebtes Leben nur in einer anderen
Form, und dieses Leben beinhaltet eben auch Tiefe und Intensitaet.

Reisen ist alles und soviel mehr. Es ist ein gutes Stueck taeglicher 'Arbeit', es ist die unvermeidliche Konfrontation mit dir Selbst, es ist die Suche nach Antwort und der Wunsch nach "innerer Heimat".

In tiefer Dankbarkeit - ICH LEBE!